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Antigravitation, Ölscheichs und viel Wirbel

Dieser Artikel ist 1986 in dem Berliner Subkultur-Magazin EINBLICK veröffentlicht worden, als eine Art 'Zwischenbescheid' zur Entwicklung im Bereich der Freien Energie.


Antigravitation, Ölscheichs und viel Wirbel

von Achmed A. W. Khammas, Berlin/Damaskus


Wenn heute irgendwo über Energie geredet wird, so gibt es immer jemanden, der ganz "inoffiziell" aber brandheiß etwa seine über gewisse Tachyonenfeld-Energie verlauten läßt. Das sei DIE Sache und die Konzerne sind außer sich vor Aufregung und in den Ministerien würde eine verrauchte Nachtsitzung die nächste ablösen und... und...

Eher schwer als leicht übertrieben. Zumindest wenn man die diesbezügliche Aussage eines Staatssekretärs des BMFT betrachtet. Dieser werte Herr beantwortete die Anfrage des Bundestagsabgeordneten Dr. Adolf Freiherr Spiess, was es denn mit diesen ominösen Tachyonen überhaupt auf sich habe, nämlich lakonisch einfach mit dem Wort: "Nichts"!!!!

Auf der anderen Seite gab es jedoch in den letzten Jahren zwei international hochkarätige Konferenzen über "Antigravitation und Tachyonen" in Hannover und in Toronto. Japaner und Polen, Amerikaner und Deutsche mischen mit. Und zumindest dort, auf den Konferenzen, zischte und dampfte es gewaltig. Man ist sich zwar nicht Feind, doch jeder hat das Gefühl, ein Rennen würde laufen, bei dem es auf jede Nanosekunde ankommt. Denn lange kann. es schließlich nicht mehr dauern, bis die ersten Multis umsteigen. Hatten sich diese in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren in die Sparte der (konventionellen) Alternativenergien eingekauft (Kupferbergwerke, Spiegelglashersteller und GROWIAN-Know-how), so ist schon bald ein weiterer Schritt zu erwarten.

Die Trends weisen darauf hin: so wird zum Beispiel Nikola Tesla beschworen. Der Geist des 1943 verstorbenen jugoslawischen Genies, der in Amerika den Wechselstrom erfunden hatte, wandert neuerdings durch Köpfe und Werkstätten, über Bildschirme und Magazinseiten. Derartige Publicity hatte er zu Lebzeiten jedenfalls nicht -er kam einfach nicht gegen Edison an. Sein Leben wird nun in einem 1980 fertiggestellten Film nachvollzogen. In einer der letzten Szenen wird auch gezeigt worum es Tesla letztlich ging. Im fahlen Licht des Morgengrauens steckt er fußballgroße Glühlampen in den Boden... die daraufhin aufleuchten!

FREIE ENERGIE war auch das Schlagwort von Viktor Schauberger gewesen. Der österreichische Förster hatte unter Hitler an Flugscheiben gebastelt, an Heimkraftmaschinen und sogar an Granaten, die "bis nach Amerika" fliegen sollten. Nun, die Amis schnappten sich die Herren Schauberger Senior und Junior und verabreichten ihnen mitten in der texanischen Wüste eine erstklassige Gehirnwäsche. Der Vater Viktor fühlte sich ausgeschlachtet und verstarb schon fünf Tage nach seiner Rückkehr in den heimatlichen Wald(auf dessen Sterben er übrigen schon vor mehr als 40 Jahren aufmerksam gemacht hatte!). Der Sohn sitzt seinerseits wie ein Drache auf der Schatzkiste der väterlichen Notizzettel. Und trotzdem beschäftigen sich täglich mehr Menschen mit seinen Ideen. Ein Buch über ihn - ursprünglich in Schweden erschienen -macht im angloamerikanischen Raum Furore und eine bereits vorliegende deutsche Übersetzung harrt (noch)dem gnädigen Einverständnis des eifersüchtigen Nachlaßverwalters.

Was denn!!? Nur zwei verrückte Erfinder, die außerdem nie das Wort Tachyonen ausgesprochen haben?

Mitnichten. Mir liegen bisher EINHUNDERTZWANZIG Nennungen vor. Da stehen Namen wie Wilhelm Reich (Orgon), Dr. Hans A. Nieper (Schwerkraft-Konversion) und Paul Dirac (Materie-Antimaterie-Zerstrahlung) neben solchen wie Alexander, Auweele, Bahnson, Baker, Banks, Barth, Bedini, Beikert, Di Bella und so weiter...

So viele "Spinner" am gleichen Energiefaden können sich doch nicht irren... wenn ich mich nicht irre. Und wenn doch?

Eine Anfrage am Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathematik GmbH in Karlsruhe erbrachte das Ergebnis, daß eine Recherche unter dem Stichwort "Tachyonen" (für 300,- DM) einen DREISSIG Meterlangen Computerausdruck zur Folge haben würde. Zwar alles Theorie - aber "Nichts" Vor was scheut das BMFT?

Seit einigen Jahren ist ein weiterer Stern am Himmel dieses Energiepandämoniums erschienen. Sven Mielordt ist zwar erst knapp über zwanzig, doch "voll drauf im Ätherfeld. Eigentlich sieht er nur noch dieses - und den Widerstand der garstig-borstigen etablierten Wissenschaft, die seit einigen hundert Jahren schon behauptet, ein "Perpetuum Mobile" kann es nicht geben. Und nun kommt der Sven daher und behauptet "doch!". Nicht genug damit, er vertreibt sogar ein Kompendium für lockere 200,- DM, im welchem er einen kleinen Berg an sach- und fachbezogenen Informationen ordentlich in Reih und Glied gebracht hat. Lauter "Ohne-Treibstoff-Maschinen" mit Wirkungsgraden weit über 100 %. Und mit viel, viel Patenten aus den USA. Denn woanders (z.B. hier in Deutschland)werden solcherart Geräte einfach nicht patentiert. Selbst wenn sie einwandfrei funktionieren! Keine Chance für uns, eines Tages keine Stromrechnungen mehr zahlen zu müssen...?

Dummerweise ist es in unserer schönen Republik nämlich nicht erlaubt, frisch, frei und frech eigenen elektrischen Strom zu produzieren und zu verkaufen. Das dürfen nur die ganz Großen. Mono-Pol nennt man das. Und deshalb hat das ganze redliche Experimentieren und Tüfteln auch keinen Boden, ganz zu schweigen von einem goldenen. Womit man zu dem Schluß kommen muß, daß es solche Geräte wohl nie (?) auf legale Weise geben wird.

Anders könnte es allerdings dann auf dem Schwarzmarkt aussehen. Unter dem Ladentische werden schon heute die mannigfaltigsten Konstruktionspläne herüber geschoben, an dunklen Straßenecken hört man manchmal ein gewispertes "Hey, willste 'nen Kromrey-Wandler, ganz billig??!" ...und die berühmt-berüchtigte Sparte der Supramagnet-Diebe feiert größte Erfolge. Anders kommt man an die Dinger ja auch nicht ran. Und herstellen k a n n sie nur ein Hi-Tech-Spezialkonzem. Der wiederum will nicht verkaufen...

Fiktionen? Eher traurige Wirklichkeit. Fragen Sie mal Haacken, Häberle, Hanish, Heim, Heitz, Hendershot, Henderson, Hieronymus und so weiter.

Gut, ich muß jedem zubilligen, mich nicht ganz ernst nehmen zu können. Denn wenn derart viele Erfindungen die immer brenzliger werdende Energie/Umwelt-Sache sozusagen über Nacht lösen könnten, dann kann es doch nicht sein, daß derartiges einfach unter den Tisch gekehrt wird.

Naja, ich war auch einmal so naiv anzunehmen, die Welt würde unseren syrischen Energie-Messias mit seinem Wasserwirbel-Erlösungsfaß (tatsächlich ohne Boden!) an die energiehungrige Brust drücken. Doch Friede ist noch immer nicht, Freude auch zu wenig und Eierkuchen schon gar nicht.

Es gibt nämlich eine Eier (- des Kolumbus!) verfolgende Inquisition an der KfA Jülich, welche alle an das Bundesforschungsministerium gerichtete Schreiben bezüglich neuen und unkonventionellen Energieformen zugeleitet bekommt... und dann WEHE! Großinquisator Pollermann und sein Stab kennen kein Pardon. Seit ihrer Amtseinführung sollen sie dergestalt mehr als 500 entsprechende Forschungsanträge abgeschmettert haben. Das Wort "Spinner" wurde übrigens dort erfunden! Und leider wagt es keine andere Regierungsstelle dies in Frage zu stellen. Und Pollermann hat ja sowieso immer recht. Sehr leicht durchschaubar wenn daran erinnert wird, daß KfA für "Kemforschungsanlage" steht. Und wo es um den Kern geht wird nicht nur der Pudel unwichtig. Da hilft dann weder bellen noch beißen.

Doch wie lange kann er noch durchhalten, so nahe am Reaktor? Auch Pollermann wird älter. Hatte denn nicht schon Planck vor langer Zeit gesagt, daß man erst abwarten müsse, bis die alten (intoleranten, verknöcherten) Wissenschaftsparadigmen samt ihren Vertretern aussterben? Die Nachrücker kennen die neuen Ideen und somit die tatsächlichen Möglichkeiten; derweil - bitte einen Tee.

Schauen wir uns doch Mal um! Überall seltsames Geschehen. Da rotieren Magnete wie von alleine und Generatoren produzieren mehr Strom, als sie verbrauchen. Ein Wirbel verstärkt sich selbst und fliegende Teppiche aus teilisolierten Drahtgeflechten bohren sich in die Labordecken. Künstliches Muskelgewebe treibt in einer Nährlösung einen kleinen Propeller und schlitzäugige Asiaten schlitzen metallenen Möbiusstreifen und Kleinsche Flaschen auf um diese elektronisch-tachyonisch zu stimulieren. Richtig altmodisch hört sich dagegen der Vorschlag von M. Mumma (NASA) an, der innerhalb der Marsatmosphäre "natürliche Laser" entdeckt haben will. Es gelte, deren Energie über die Marsmonde als Relaisstationen der Erde zuzuleiten..., das wäre dann schon alles, um die terranische Energiekrise ein für alle Mal zu beenden.

Auf alle Fälle, es geht voran. Wenn schon Rockgruppen wie "Maneuvers in the dark" Songs spielen wie "Tesla-Girls" (vermutlich assoziieren sie da gewisse biochemische Hochspannungen mit ihrer physikalischen Entsprechung), wenn die Rockefeller-Stiftung oder das Weizmann-lnstitut eine halbe Million Dollar an inoffiziellen Schweigegeldern zu zahlen bereit sind (bitte nicht glauben, sonst komme ich in Schwierigkeiten), wenn Sven Mielordt es schafft, nach und nach die Tausender zur Finanzierung seiner Versuche anzuschaffen und wenn letzendlich so renommierte Magazine wie das vorliegende bereit sind, einen so ausgeflippten Artikel über die neue und freie Energie zu bringen... dann könnte man fast glauben, daß es da noch einen Weg aus den Fängen der großen Öl- und Stromversorgungs-Unternehmen gibt.

Tesla: Sir, bedenken Sie, jeder Mensch könnte sich frei aus dieser unerschöpflichen Energiequelle bedienen. Einfach anzapfen, direkt aus der Ionosphäre!
Morgan: Und wir verkaufen dann nur noch Antennen, was?! Verschwinden Sie Tesla! Hinaus!!

Und so tröstet sich der Autor mit dem Goethe-Zitat, das er in großen güldenen Lettern auf seidig weißem Untergrund auf seine Fahnen geschrieben hat:

Der ganze Strudel strebt nach oben - Du denkst Du schiebst, und Du wirst geschoben.

NACHTRAG:


Bei der Durchsicht des Artikelmanuskriptes fiel mir befremdlicherweise auf, daß ich die Tachyonen zwar des öfteren erwähnt, jedoch nie erklärt habe. Was im Grunde auch ein vermessener Versuch wäre, sogar ganz wörtlich - denke man nur an die 30 Meter langen Theorie-Ausdrucke des FIZ. Aber was ist ein Tachyon denn nun tatsächlich?

Es ist wie immer: wer etwas weiß, sagt nichts, und wer (wie ich) darüber redet, der weiß nichts. Als persönlicher Einschub sei erwähnt, daß sich meine Ausbildung aus der Lektüre mehrerer Tausend utopischer Romane herleitet und keineswegs einem akademischen Studiengang entspringt. Doch immerhin habe ich dort (also in den Zukunftsromanen - welch wunderbares Wort übrigens!) das erste Mal etwas Über Tachyonen gelesen. Natürlich ist inzwischen vieles diesbezüglich verifiziert, analysiert und dementiert worden - aber kaum etwas geklärt. Höchstens daß diese (hypothetischen?) Teilchen überlichtschnell sind, womit sie für unser Raum-Zeit-Kontinuum a u s der Zukunft kommen, sowie daß die Relativitätstheorie eine Energiefreisetzung voraussagt, sobald die Teilchen beschleunigt werden. Nach Nieper und anderen ist der uns umgebende Raum von sehr hochfrequent schwingenden Tachyonen durchflutet. Und die Gravitation gilt aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet als ‘Schirmeffekt’, was immer das auch heißen mag. Doch das ist eine andere Geschichte, die vielleicht ein anderes Mal erzählt wird.

Es muß noch erwähnt werden, daß dieses "Tachyonenfeld" eine extrem hohe Energiedichte besitzen soll. Die physikalische Modellvorstellung umfaßt Teilchen - eben jene reizenden Tachyochen - welche durch Unterschreiten einer gewissen Mindestgröße sozusagen "aus dem Raum herausfallen" und dafür in den Hyperraum plumpsen.

Dessen Energie wiederum ermöglicht die Antigravitation. Doch auch dies ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht ein anderes Mal erzählen werde.

Bleibt nur noch daran zu erinnern, daß gewissen New-Age-Physiker ernsthaft davon ausgehen, daß ihre subatomaren Kollegen für die ständigen Neuentdeckungen von Mesonen, Lepsomen, Idiomen, Psionen, Quarks (usw.) selbst verantwortlich sind. Sie würden sich (durch ihr Denken) den Teilchenzoo s e l b s t erschaffen!

Und wenn das stimmt, dann haben Tachyonen-Energie-Wandler wahrlich eine große Zukunft vor sich. Wir brauchen nur noch fest und ausdauernd daran zu glauben.



Aus dem Magazin EINBLICK Nr. 5/86, S. 4 - 7, Harald Rose Verlag, Berlin

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