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Das Wappen der Familie Khammas

40 Lösungen für alles

Dies ist ein Auszug aus dem Grünen Zweig 178 'Michael Ventura, Der Total Normale Wahn-Sinn' - mit freundlicher Genehmigung aller involvierten Seiten. Die Übersetzung stammt von Werner Pieper.


40 LÖSUNGEN FÜR ALLES

Jetzt reicht es! Schon wieder sagte mir jemand oder schrieb einen Brief: "Du redest immer von dem, was falsch läuft, aber Du bietest nie Lösungen an", oder "Mein/e Freund/in-Therapeut-Anwalt sagt, Du solltest öfter über Lösungen und nicht nur immer über die üblen Seiten des Lebens schreiben". Vielleicht haben diese Kritiker/innen ja recht.

Vielleicht reicht es nicht, meine Meinung zu sagen, meine Visionen aufzuschreiben, ohne dem Leser und der Leserin Anleitungen mitzugeben, was sie damit anfangen sollen. Vielleicht gibt es ja Lösungen und ich sollte sie kennen. Also setzte ich mich hin und dachte angestrengt darüber nach. Hier sind sie nun, meine Lösungen für Alles. Um es dir leichter zu machen, sogar der Reihe nach durchnummeriert.

0. - Ergebe dich deinen Geheimnissen. Ohne ein oder zwei wichtige Geheimnisse wird dir dein Leben mit Sicherheit entgleiten. (Solltest du über vierzig sein und nicht verstehen, wovon ich rede ... dann steckst du in tiefen Schwierigkeiten). Eine Denksportaufgabe: Geheimnisse sind keine Lügen - es sind Mysterien, Häfen, Durchgangsstationen. Lügen verderben das Leben, Geheimnisse können Leben retten. Aber manchmal muß man lügen, um ein Geheimnis zu wahren. Mh, ah ...

1. - Mach Fehler. Wie sagte es Coleman Hawkins so treffend: "Wenn du keine Fehler machst, versuchst du es nicht wirklich."

2. - Hör auf, Lügen über dich selber zu verbreiten. Dir selber. Deinen Freunden. Deiner Familie. Deinen Geschäftspartnern. Vielleicht sogar deinen Feinden. (Deine Feinde unterdrücken dich genau so arg durch deine Treue zu deinen Lügen, wie durch sonst was).

3. - Hör auf in deinen Führern zu tolerieren, was du nicht mal deinen Freunden durchgehen lassen würdest. Aber ...

4. - Toleriere Unsauberkeiten. Purist in irgendeiner Form zu sein bedeutet, sich potentiell zum Versager zu machen. Von anderen Menschen Purheit zu erwarten bedeutet, sie hereinlegen zu wollen.

5. - Lies jeden Monat ein Buch. Ein Buch, über das du nicht in einem Magazin oder einer Zeitung gelesen hast. Wühl im Krabbeltisch eines Antiquariats oder eines kleinen Buchladens herum und warte, bis dich ein Buch anmacht "Lies mich!". Lies es.

6. - Höre auf Stimmen. Den kaum verständlichen inneren Stimmen. Selbst wenn sie nicht reden, sondern nur wie ein schmutziger Anrufer, kaum hörbar, atmen. Tu was sie dir sagen. Folge ihnen, es sei denn, sie reden von Vergewaltigung, Mord oder Plünderung. (Manchmal machen auch innere Stimmen einen Fehler. Aber ihre Fehler sind nie langweilig).

7. - Laß Menschen, die bitten in Ruhe gelassen zu werden, wirklich in Ruhe. Wenn sie das ehrlich meinen, brauchen sie ihre Ruhe. Sollten sie es nicht so meinen, versuchen sie, dich zu manipulieren. Dann können sie dir allemal den Buckel runterrutschen. (Beachte: diese Regel gilt nur für Erwachsene).

8. - Unterwirf dich nicht dem blasierten Fehler, eine negative Stimme sei automatisch schlauer als eine positive.

9. - Iß gesunde Nahrungsmittel. Vermeide es, in dieser Frage fanatisch zu sein.

10. - Sei niemals ein Fanatiker.

11. - Habe nur etwas für körperliche Ertüchtigung übrig, wenn sie dich irgendwo hin führt. Geh zu Fuß, fahr mit dem Fahrrad oder mit Rollschuhen, schwimm. Alle anderen Leibesübungen sind vom Ego und/oder von Angst motiviert. Wenn du dich dem Ego oder der Angst unterwirfst, erstickst du just jene inneren Stimmen, deren Rat du am dringendsten benötigst.

12. - Laufe nicht. Ehrlich, laß es. Vor allem Amerikaner lieben es, vor ........................ (füll dir diesen Freiraum selber aus) davon zu laufen. Darin sind wir sehr gut. Jeder der läuft, rennt vor etwas schlimmen davon. Hör auf, zu laufen oder zu joggen. Finde statt dessen heraus, was dich so antreibt. Erkenne, was du eigentlich hinter dir lassen möchtest.

13. - Färbe deine Haare nicht, es sei denn, du bist eine Frau über vierzig und färbst sie in der Farbe, nach der ich versessen bin. Selbst dann, übertünche nicht alle grauen Haare. Grau ist wundervoll. Das gilt insbesondere, wenn du ein Mann bist. Laß Grau grau sein. Bedenke: es wissen sowieso alle Bescheid. Wirklich! Wenn du etwas wegfärben willst, reden sie hinter deinem Rücken abfällig über dich. Nein, ich verarsche dich nicht.

14. - Favorisiere die italienische Küche. Die Menschen vom Stiefel wandelten sich von römischen Unterdrückern zu den ineffizienten, wunderbaren Italienern, die sie heute sind. Das liegt höchstwahrscheinlich an ihrem Essen. (Bevor du uns Italo-Feindlichkeit unterjubeln willst laß dir sagen, daß die Vorfahren des Autors aus Italien kamen).

15. - Diese Lösung ist überholt.
16. - Wenn du in einer Stadt wohnst, in der das Auto für dich unersetzbar ist, folge meinem Rat: Lerne fahren! Du meinst wahrscheinlich, du würdest den Stadtverkehr beherrschen, aber meine Erfahrungen verraten mir, daß du es trotzdem nicht richtig machst. Also will ich dir verraten, wie es geht: Fahr auf Abstand, und nicht auf Geschwindigkeit. Will sagen, das Sicherste, was du am Auto haben kannst, ist der Freiraum vor deiner Stoßstange. Es bringt dir gar nichts, dauernd die Spur zu wechseln, außer daß es dich altern läßt. Dem durchschnittlichen Verkehr in einer Stadt oder auch auf der Autobahn kannst du kaum mehr als fünf Minuten abluchsen. Und auf die kommt es doch höchstens an, wenn du ein Baby erwartest. Außerdem fühlst du dich an der nächsten Ampel, wenn jene sechs Autos zu dir aufschließen, die du eben kamikazemäßig überholt hast, wie der letzte Depp. Die lachen dich doch aus. Oder sie hassen dich. Das wäre nicht gut für dich. Also fahr auf Abstand und Raum. Wenn du dich nicht zügig fortbewegst, stimmt etwas nicht. Für abruptes Drehen, Anhalten oder Beschleunigen gibt es keine Entschuldigung. Es schadet dem Wagen, nervt die Beifahrer, verwirrt andere Verkehrsteilnehmer und sieht auch nicht ästhetisch aus. Heb dir solche Aktionen für Notfälle auf. Neunzig Prozent der Zeit fährst du mit innerem Autopilot, gewohnheitsgemäß, ohne den Verstand zu aktivieren. Finde heraus, was deine schlechten Angewohnheiten sind. Bei Gelb über die Ampel? Nicht blinken? Zu eng auffahren? Es sind deine dümmsten Angewohnheiten, die dir die schlimmsten Unfälle einhandeln werden. Also hör sofort damit auf. Halte genügend Abstand. Ende der Durchsage.

17. - Tanz. Jesus sagte in einer der gnostischen Schriften: "Jene, die nicht tanzen, wissen nicht, was los ist".

18. - Sorge dich nicht wegen deinem Fett. Fett fühlt sich im Bett wundervoll an.

19. - Laß außer dir noch ein lebendiges Wesen in deiner Wohnung leben. Rhododendrons sind z.B. fantastische Geschöpfe. Sie geben dir viel und erwarten wenig. Sie haben einen betörenden Namen und scheißen nicht auf den Teppich, über den du immer gehst.

20. - Schau anderen Menschen in die Augen, wenn sie mit dir reden.

21. - Sprich deine Eltern, wenn du sie das nächste mal siehst, bei ihren Vornamen an. Versuche es einfach. Beobachte ihre Gesichter dabei. Gewöhne es dir an, sie mindestens jedes zweite Mal mit ihrem Vornamen anzusprechen. (Wenn das die Menschen überall auf der Erde machen würden, zögen Nationen in keine Kriege mehr).

22. - Schau, daß in deinem Leben Kerzen leuchten. (Das bietet sich sowieso an, wenn du dich auf Rituale einläßt).

23. - Wie gedrängt dein täglicher Terminplan auch sein mag, gönne dir frühmorgens vor dem Aufstehen noch mindestens fünf Minuten mit deiner Liebe im Bett. Seid zärtlich miteinander. Trinkt z.B. gemeinsam Tee.

24. - Sage deiner Mutter, deinem Vater (getrennt), und, wenn du welche hast, deinen Kindern, was du wirklich denkst. Mindestens einmal im Jahr. Täten dies mehr Menschen, würde das mehr Leben retten, als wenn alle besoffenen Autofahrer eingesperrt würden.

25. - Weiche nicht den direkten Augen-Blicken Obdachloser aus.

26. - Wenn du meinst, daß etwas in deiner Familie, bei deiner Arbeit, in deinem Inneren, in deinem Land schief läuft, bemühe dich darum, daß es sich ändert. Tust du das nicht, ist es völlig gleich, wie braungebrannt du bist.

27. - Bezieht sich auf 23. Angenommen, du würdest gerne lieben, weißt aber nicht wen. Ich möchte wetten, daß dies nicht daher rührt, daß du fett, häßlich, verrückt, alt, ein Versager, ein Trunkenbold, ein Dussel oder ein Trampel bist. Viele fette, häßliche, verrückte, ältere, besoffene und dusselige Versager haben einen liebevollen Partner. Viele einsame Menschen hätten gerne einen Partner wie dich. Von all den vielen einsamen Menschen würden es wahrscheinlich sogar die meisten mit dir versuchen. Also liegt im Herzen deiner Einsamkeit eine Lüge begraben. Eine Partnerschaft würde diese Lüge aufdecken und dem weichst du aus.

28. - Kleb folgende Botschaft an deinen Badezimmerspiegel: "Man kann nur in anderen ertragen, was man in sich selber ertragen kann". James Baldwin.

29. - Arbeit ist ein Sakrament. Verachte niemandes Arbeit.

30. - Sprich zu Kindern nicht herablassend.

31. - Sei kein Feigling, wenn es um Sex geht. Vorausgesetzt, du bist mit einem Erwachsenen zusammen, der sich freiwillig auf dich eingelassen hat, laß deiner Phantasie freien Lauf. Dies ist ungleich wichtiger, als mit dem Rauchen aufzuhören.

32. - Schau dir jeden Monat mindestens einen schwarz-weiß Film an.

33. - Bezugnehmend auf Nr. 6: Befreunde dich mit dem Gedanken, daß es diese ... Stimmen wirklich gibt. Manchmal sprechen sie aus deinem Inneren, manchmal durch Pflanzen, Tiere und Objekte, die dich umgeben. Einige erschallen, wie ich es kurz und bündig nenne, aus der Unendlichkeit. Solltest du ihnen nicht lauschen, so wird dein Leben schwieriger sein, als es sein müßte.

34. - Zahl mehr Steuern - und setz dich dafür ein, daß diese Steuern, wie auch die Steuern, die du ohnehin zahlst, ins Ausbildungs- und Schulwesen gehen. Eine lebendige, wahrhafte und gründliche Ausbildung ist heute der wichtigste Beitrag für eine bessere Umwelt. Wichtiger noch als der saure Regen, die tropischen Regenwälder und das Ozonloch.

35. - Das möchte ich etwas ausführen. Recycling und Ökologisch-bewußtes Handeln sind geradezu sinnlos, wenn ein Drittel der amerikanischen Oberschüler die Schule abbrechen, die meisten Kinder trotz Schulabschluß nicht lesen können und keinerlei nennenswerte Fähigkeiten erlernen. Wie können diese Menschen einstmals die Erde erben? Werden sie in der Lage sein, diese zu erhalten, selbst wenn wir sie ihnen etwas grüner übergeben? Du willst eine Lösung? Hier hast du deine Lösung: geh für eine bessere Ausbildung der Kinder auf die Straße.

36. - Bete.

37. - Hör auf, von anderen Menschen Lösungen zu erhoffen oder zu erwarten. Du bist die Lösung. Wenn nicht, gibt es keine.

38. - Sei dir des Netzwerkes bewußt. Wir leben in einem Netzwerk der Connections und Querverbindungen, ja, wir sind ein Teil davon. Du unterhältst Verbindungen zu dir selbst, deiner Familie, deinen Freunden, dem Ort, an dem du dich aufhältst, mit dem Kollektiv, mit dem Planeten, mit der Unendlichkeit. Jede dieser Verbindungen hat ihren Sinn. Genauso kraftvoll ist die Verbindung vom Kollektiv zu dir (wenn auch nicht unbedingt so ausgeprägt wie andersherum), zu Gruppen von Freunden, zu sich selber, zum Planeten, zur Unendlichkeit. All diese Ebenen und Beziehungen sind zu einem InterNet versponnen. Alle sind gleich wichtig. Alle Verbindungsstücke und Knotenpunkte des Netzwerkes (nenne sie ruhig die Akupunktur-Punkte des Universums) nehmen und geben gleichermaßen Energie. Sie verbrauchen Energie, sie erzeugen sie zugleich. Jedes Glied, daß nicht im Einklang mit den anderen schwingt, schwächt alle. (Der Westen konzentriert sich z.B. zu arg auf das Individuum, der Osten zu arg auf das Kollektiv. Beide Richtungen haben auf das gesamte Netzwerk katastrophale Auswirkungen gehabt). Dieses Netzwerk, das sich von dir bis hin zu den Außenposten der Unendlichkeit erstreckt, ist ein lebendes Ganzes. Es verändert sich unaufhörlich. Für einige dieser Veränderungen braucht es Millionen von Jahren. Andere geschehen augenblicklich.
Mögen die Verbindungen deines Netzwerkes strahlen.

(Anm.: Wer hier nach den restlichen Lösungen sucht, dem sei noch einmal die Nr. 10 ans Herz gelegt...)

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